Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualiseren Sie auf Edge, Chrome, Firefox.

Clever Architecture mit Andreas Derrer


Seit 2000 prägt Andreas Derrer die Projekte von OOS mit. Als Gründungspartner und Mitglied der Geschäftsleitung verantwortet er den Bereich Architektur und treibt die Weiterentwicklung des Designprozesses voran. Im folgenden Interview gibt er Einblicke in das Geschehen von OOS und erklärt, was es mit Clever Architecture auf sich hat.

Mit Clever Architecture strebt OOS nachhaltige Ergebnisse an. Welche Rolle spielt soziale Verantwortung?

Unsere Projekte haben durch ihre räumliche Manifestation zwangsläufig immer eine Wirkung auf den Menschen und die Gesellschaft. Mit unseren Architekturen wollen wir über die gestellten Anforderungen hinaus Räume schaffen, die Wohlbefinden und Gesundheit sowie Begegnung und Gemeinschaft fördern. Räume, die Identität und Orientierung schaffen und die Aneignung durch die Nutzenden unterstützen.

Wir entwerfen Schönes nicht nur um der Schönheit willen, sondern mit Verantwortung.  Dazu gehört auch, den unterschiedlichen Zielgruppen ihren Ort mit adäquaten Massnahmen zu gestalten und die Architekturen transformierbar zu konzipieren.

In welchem Verhältnis stehen soziale Ziele zu ökologischen und ökonomischen Zielen?

Zielkonflikte in diesen Bereichen sind in der Architektur unvermeidbar. Diese Konflikte aufzudecken, zur Diskussion zu stellen und herauszufinden, welche Aspekte für die spezifische Aufgabe relevant sind, sehe ich als wichtigen Teil unserer Aufgabe. Dabei müssen wir unsere Meinungen und vielleicht auch Dogmen überdenken.

Aber auch Kundinnen und Kunden, Nutzende und weitere Stakeholder sollten wir von der Wichtigkeit ihrer weniger prioritären Themen und Ziele überzeugen. Das beste Projekt entsteht oft gerade aus dieser Auseinandersetzung.

Welche Ansätze verfolgt Clever Architecture im Bereich Ökologie?

Wir wollen clever konzipierte Gebäude entwerfen, die unter anderem mit wenig bis keiner Haustechnik auskommen und dadurch CO2-neutral betrieben werden können. Oder Gebäude, die durch bestimmte Materialien als C-Senken funktionieren. So können wir einen positiven Beitrag für die Umwelt leisten.

Die Baubranche hat durch ihren CO2-Ausstoss eine immense Verantwortung und zugleich einen bedeutenden Hebel. Diesen wollen wir mit holistisch konzipierten Architekturen nutzen. Das setzt Neugier und Wissen über alle Aspekte eines Gebäudes voraus. Für eine ganzheitliche Betrachtung können wir mit unseren digitalen Gebäudemodellen Energie simulieren und neu auch direkt die CO2-Bilanz berechnen.

Stehen wirtschaftliche Interessen im Konflikt mit ästhetischen Qualitäten?

Es gibt kaum Projekte, bei denen es nicht direkt oder indirekt um wirtschaftliche Interessen geht. Um das richtige Design zu erarbeiten, wollen und müssen wir diese Interessen verstehen.

Schönheit schafft ebenso Werte wie Funktionalität und Dauerhaftigkeit. Was schön ist, überdauert oft länger, unterstützt unser Wohlbefinden und leistet einen positiven Beitrag zu unserer Lebensumgebung. Wie ästhetische Qualität im jeweiligen Budget kreiert werden kann, ist unsere tägliche Aufgabe.

Welche technologischen Entwicklungen stehen derzeit im Fokus von OOS?

Wir arbeiten seit bald 15 Jahren mit digitalen Bauwerksmodellen und der BIM-Methodik. Natürlich nicht von Anfang an so umfassend wie heute. Der Übergang von der klassischen 2D-Planung zur Modellierung und Nutzung digitaler Bauwerksmodelle hat viel Zeit in Anspruch genommen und den Designprozess erheblich verändert.

Heute stellen sich jedoch viel grundlegendere und existenziellere Fragen über unsere zukünftigen Rollen und Aufgaben, insbesondere im Hinblick auf künstliche Intelligenz. Diesen Fragen gehen wir nach und versuchen Antworten zu finden.

Gibt es einen Trend, der OOS besonders beschäftigt?

Der zeitgenössischen Architektur können wir uns nicht entziehen. Wir wollen uns aber nicht von Trends leiten lassen. In letzter Zeit wird regelmässsig über die Erhaltung von Gebäuden als architektonische Praxis und deren Qualität geschrieben, als wäre dies eine Neuerfindung. Mit der Transformation von alten Gebäuden und Arealen beschäftigen wir uns seit über 20 Jahren und wir sehen darin ein enormes gestalterisches Potenzial.

Räume, die heute ganz anders geplant oder gebaut würden, bilden die Grundlage für überraschende und einzigartige Ergebnisse. Es ist schön, dass wieder mehr mit dem gearbeitet wird, was schon da ist. Ist das ein Trend? Vielleicht besinnen wir uns einfach wieder mehr auf unsere Verantwortung.